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Вахтмистр Штудер

Книга для чтения на немецком языке
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В традиционном детективе нужны по меньшей мере три обязательных ингредиента — жертва, преступник и гениальный сыщик, который с блеском распутает любое преступление. У швейцарского криминального романа своего классического периода не было — он начался в ХХ веке с Фридриха Глаузера. Писатель пришел к детективу в то время, когда в жанре появились персонажи, которые ищут не столько преступника, сколько истину, и «расследуют» жизнь во всей сложности ее противоречий и конфликтов. Именно таким автор создал образ Якоба Штудера. Блестящий комиссар столичной полиции Штудер проявил принципиальность и отказался замять дело, в результате чего поплатился карьерой и был разжалован в рядовые. Теперь он в чине вахмистра служит в полиции Берна, слывет чудаком и мечтателем, к нему относятся с известной долей недоверия, но все же поручают самые сложные и важные дела. В книге представлен полный неадаптированный текст произведения на языке оригинала.
Глаузер, Ф. Вахтмистр Штудер : книга для чтения на немецком языке : художественная литература / Ф. Глаузер. - Санкт-Петербург : КАРО, 2021. - 256 с. - (Kriminalroman). - ISBN 978-5-9925-1519-0. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1864680 (дата обращения: 24.04.2024). – Режим доступа: по подписке.
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Friedrich GLAUSER

WACHTMEISTER  

STUDER

KRIMINALROMAN

УДК  372.881.111.22
ББК  81.2 Нем-93
 
Г52

ISBN 978-5-9925-1519-0

Глаузер, Фридрих.

Г52  
Вахтмистр Штудер : книга для чтения на немец
ком языке. / Ф. Глаузер — Санкт-Петербург : КАРО, 
2021 — 256 с. — (Kriminalroman).

ISBN 978-5-9925-1519-0.

В традиционном детективе нужны по меньшей мере 

три обязательных ингредиента — жертва, преступник и 
гениальный сыщик, который с блеском распутает любое 
преступление. У швейцарского криминального романа своего классического периода не было — он начался в ХХ веке 
с Фридриха Глаузера. Писатель пришел к детективу в то 
время, когда в жанре появились персонажи, которые ищут 
не столько преступника, сколько истину, и «расследуют» 
жизнь во всей сложности ее противоречий и конфликтов. 
Именно таким автор создал образ Якоба Штудера.

Блестящий комиссар столичной полиции Штудер 

проявил принципиальность и отказался замять дело, в 
результате чего поплатился карьерой и был разжалован 
в рядовые. Теперь он в чине вахмистра служит в полиции 
Берна, слывет чудаком и мечтателем, к нему относятся с 
известной долей недоверия, но все же поручают самые 
сложные и важные дела.

В книге представлен полный неадаптированный 

текст произведения на языке оригинала.

УДК 372.881.111.22

ББК 81.2 Нем-93

© КАРО, 2021
Все права защищены

Einer will nicht mehr mitmachen

Der Gefangenenwärter mit dem dreifachen Kinn und 

der roten Nase brummte etwas von »ewigem G'stürm«, — 
weil ihn Studer vom Mittagessen wegholte. Aber Studer 
war immerhin ein Fahnderwachtmeister von der Berner 
Kantonspolizei, und so konnte man ihn nicht ohne 
weiteres zum Teufel jagen.

Der Wärter Liechti stand also auf, füllte sein Wasser
glas mit Rotwein, leerte es auf einen Zug, nahm einen 
Schlüsselbund und kam mit zum Häftling Schlumpf, den 
der Wachtmeister vor knapp einer Stunde eingeliefert 
hatte.

Gänge… Dunkle lange Gänge… Die Mauern waren 

dick. Das Schloß Thun schien für Ewigkeiten gebaut. 
Überall hockte noch die Kälte des Winters.

Es war schwer, sich vorzustellen, daß draußen ein 

warmer Maientag über dem See lag, daß in der Sonne 
Leute spazieren gingen, unbeschwert, daß andere in 
Booten auf dem Wasser schaukelten und sich die Haut 
braun brennen ließen.

Die Zellentüre ging auf. Studer blieb einen Augenblick 

auf der Schwelle stehen. Zwei waagrechte, zwei senkrechte 

Eisenstangen durchkreuzten das Fenster, das hoch oben 
lag. Der Dachfirst eines Hauses war zu sehen — mit alten, 
schwarzen Ziegeln — und über ihm wehte als blendend 
blaues Tuch der Himmel. Aber an der unteren Eisenstange 
hing einer! Der Ledergürtel war fest verknüpft und bildete 
einen Knoten. Dunkel hob sich ein schiefer Körper von der 
weißgekalkten Wand ab. Die Füße ruhten merkwürdig 
verdreht auf dem Bett. Und im Nacken des Erhängten 
glänzte die Gürtelschnalle, weil ein Sonnenstrahl sie von 
oben traf.

»Herrgott!« sagte Studer, schoß vor, sprang aufs 

Bett — und der Wärter Liechti wunderte sich über die 
Beweglichkeit des älteren Mannes — packte den Körper 
mit dem rechten Arm, während die linke Hand den 
Knoten aufknüpfte.

Studer fluchte, weil er sich einen Nagel abgebrochen 

hatte. Dann stieg er vom Bett und legte den leblosen 
Körper sanft nieder.

»Wenn Ihr nicht so verdammt rückständig wäret«, 

sagte Studer, »und wenigstens Drahtgitter vor den 
Fenstern anbringen würdet, dann könnten solche 
Sachen nicht passieren. — So! Aber jetzt spring, Liechti, 
und hol den Doktor!«

»Ja, ja!« sagte der Wärter ängstlich und humpelte 

davon.

Zuerst machte der Fahnderwachtmeister künstliche 

Atmung. Es war wie ein Reflex. Etwas, das aus der Zeit 
stammte, da er einen Samariterkurs mitgemacht hatte. 

Und erst nach fünf Minuten fiel es Studer ein, das Ohr 
auf die Brust des Liegenden zu legen und zu lauschen, 
ob das Herz noch schlage. Ja, es schlug noch. Langsam. 
Es klang wie das Ticken einer Uhr, die man vergessen 
hat aufzuziehen; Studer pumpte weiter mit den Armen 
des Liegenden. Unter dem Kinn durch, von einem Ohr 
zum andern, lief ein roter Streifen.

»Aber Schlumpfli!« sagte Studer leise. Er nahm sein 

Nastuch aus der Tasche, wischte sich zuerst selbst die 
Stirne ab, dann fuhr er mit dem Tuch über das Gesicht 
des Burschen. Ein Bubengesicht: jung, zwei dicke Falten 
über der Nasenwurzel. Trotzig. Und sehr bleich.

Das war also der Schlumpf Erwin, den man heut 

morgen in einem Krachen des Oberaargaus verhaftet 
hatte. Schlumpf Erwin, angeklagt des Mordes an Witschi 
Wendelin, Kaufmann und Reisender in Gerzenstein.

Zufall, daß man zur rechten Zeit gekommen war! Vor 

einer Stunde etwa hatte man den Schlumpf ordnungsgemäß im Gefängnis eingeliefert, der Wärter mit dem 
dreifachen Kinn hatte unterschrieben — man konnte 
getrost den Zug nach Bern nehmen und die ganze Sache 
vergessen. Es war nicht die erste Verhaftung, die man 
vorgenommen hatte, es würde auch nicht die letzte sein. 
Warum hatte man das Bedürfnis verspürt den Schlumpf 
Erwin noch einmal zu besuchen?

Zufall?
Vielleicht… Was ist schon Zufall?… Es war nicht zu 

leugnen, daß man dem Schicksal des Schlumpf Erwin 

teilnahmsvoll gegenüberstand. Richtiger gesagt, daß man 
den Schlumpf Erwin liebgewonnen hatte… Warum?… 
Studer in der Zelle strich sich ein paar Male mit der 
flachen Hand über den Nacken. Warum? Weil man keinen 
Sohn gehabt hatte? Weil der Verhaftete auf der ganzen 
Reise seine Unschuld beteuert hatte? Nein. Unschuldig 
sind sie alle. Aber die Beteuerungen des Schlumpf Erwin 
hatten ehrlich geklungen. Obwohl…

Obwohl der Fall eigentlich ganz klar lag. Den Kauf
mann und Reisenden Wendelin Witschi hatte man am 
Mittwochmorgen mit einem Einschuß hinter dem rechten Ohr, auf dem Bauche liegend, in einem Walde in der 
Nähe von Gerzenstein aufgefunden. Die Taschen der 
Leiche waren leer… Die Frau des Ermordeten hatte behauptet, ihr Mann habe dreihundert Franken bei sich 
getragen.

Und am Mittwochabend hatte Schlumpf im Gasthof 

zum ›Bären‹ eine Hunderternote gewechselt… Am 
Donnerstagmorgen wollte ihn der Landjäger verhaften, 
aber Schlumpf war geflohen.

So war es eben gekommen, daß der Polizeihauptmann 

am Donnerstagabend den Wachtmeister Studer in 
seinem Bureau aufgesucht hatte:

»Studer, du mußt an die frische Luft. Morgen früh 

gehst du den Schlumpf Erwin verhaften. Es wird dir gut 
tun. Du wirst zu dick…

«Es stimmte, leider… Gewiß, sonst schickte man zu 

solchen Verhaftungen Gefreite. Es hatte den Fahnder
wachtmeister getroffen… Auch Zufall?… Schicksal?…Genug, man war an den Schlumpf geraten, und man hatte 
ihn liebgewonnen. Eine Tatsache! Mit Tatsachen, auch 
wenn sie nur Gefühle betreffen, muß man sich abfinden. Der Schlumpf! Sicherlich kein wertvoller Mensch! 
Man kannte ihn auf der Kantonspolizei. Ein Unehelicher. 
Die Behörde hatte sich fast ständig mit ihm beschäftigen müssen. Sicher wogen die Akten auf der Armendirektion mindestens anderthalb Kilo. Lebenslauf? 
Verdingbub bei einem Bauern. Diebstähle. — Vielleicht 
hat er Hunger gehabt? Wer kann das hinterdrein noch 
feststellen? — Dann ging es, wie es in solchen Fällen 
immer geht. Erziehungsanstalt Tessenberg. Ausbruch. 
Diebstahl. Wieder gefaßt. Geprügelt. Endlich entlassen. 
Einbruch. Witzwil. Entlassen. Einbruch. Thorberg drei 
Jahre. Entlassen. Und dann hatte es Ruhe gegeben — 
zwei volle Jahre. Der Schlumpf hatte in der Baumschule 
Ellenberger in Gerzenstein gearbeitet. Sechzig Rappen 
Stundenlohn. Hatte sich in ein Mädchen verliebt. Die beiden wollten heiraten. Heiraten! Studer schnaubte durch 
die Nase. So ein Bursch und heiraten! Und dann war der 
Mord an dem Wendelin Witschi passiert…

Es war ja bekannt, daß der alte Ellenberger in sei
nen Baumschulen mit Vorliebe entlassene Sträflinge anstellte. Nicht nur, weil sie billige Arbeitskräfte waren, 
nein, der Ellenberger schien sich in ihrer Gesellschaft 
wohlzufühlen. Nun, jeder Mensch hat seinen Sparren, 

und es war nicht zu leugnen, daß die Rückfälligen sich 
ganz gut hielten beim alten Ellenberger… Und nur weil 
der Schlumpf am Mittwochabend eine Hunderternote 
im Bären gewechselt hatte, sollte er den Raubmord begangen haben?… Der Bursche hatte das so erklärt: es sei 
erspartes Geld gewesen, er habe es bei sich getragen…

Chabis!… Erspart!… Bei sechzig Rappen Stundenlohn? 

Das machte im Monat rund hundertfünfzig Franken… 
Zimmermiete dreißig… Essen? — Zwei Franken fünfzig 
am Tag für einen Schwerarbeiter war wenig gerechnet. 
Fünfundsiebzig und dreißig macht hundertfünf, Wäsche 
fünf — Cigaretten, Wirtschaft, Tanz, Haarschneiden, 
Bad — Blieben im besten Falle fünf Franken im Monat. 
Und dann sollte er in zwei Jahren dreihundert Franken 
erspart haben? Unmöglich! Das Geld bei sich getragen 
haben? Psychologisch undenkbar. Solche Leute können 
kein Geld in der Tasche tragen, ohne es zu verputzen… 
Auf der Bank? Vielleicht. Aber nur so in der Brieftasche?…

Und doch, der Schlumpf hatte dreihundert Franken bei 

sich gehabt. Nicht ganz. Zwei Hunderternoten und etwa 
achtzig Franken. Studer sah das Einlieferungsprotokoll, 
das er unterzeichnet hatte:

»Portemonnaie mit Inhalt: 282 Fr. 25.«
Also… Es stimmte alles! Sogar der Fluchtversuch im 

Bahnhof Bern. Ein dummer Fluchtversuch! Kindisch! 
Und doch so begreiflich! Diesmal langte es ja für lebenslänglich…

Studer schüttelte den Kopf. Und doch! Und doch! 

Etwas stimmte nicht an der ganzen Sache. Vorerst war 
es nur ein Eindruck, ein gewisses unangenehmes Gefühl. 
Und der Fahnderwachtmeister fröstelte. Diese Zelle war 
kalt. Kam denn der Doktor nicht bald?

Wollte der Schlumpf eigentlich gar nicht aufwachen?… 

Ein tiefer Atemzug hob die Brust des Liegenden, die 
verdrehten Augen kamen in die richtige Stellung und 
Schlumpf sah den Wachtmeister an. Studer fuhr zurück.

Ein unangenehmer Blick. Und jetzt öffnete Schlumpf 

den Mund und schrie. Ein heiserer Schrei — Schrecken, 
Abwehr, Furcht, Entsetzen… Viel lag in dem Schrei. Er 
wollte nicht enden.

»Still! Willst still sein!« flüsterte Studer. Er bekam 

Herzklopfen. Schließlich tat er das einzig mögliche: er 
legte seine Hand auf den lauten Mund…

»Wenn du still bist«, sagte der Wachtmeister, »dann 

bleib ich noch eine Weile bei dir, und du kannst eine 
Zigarette rauchen, wenn der Doktor fort ist. Hä? Ich bin 
doch noch zur rechten Zeit gekommen…« und versuchte 
ein Lächeln.

Aber das Lächeln wirkte auf den Schlumpf durchaus 

nicht ansteckend. Zwar sein Blick wurde sanfter, aber 
als Studer seine Hand vom Munde fortnahm, sagte 
Schlumpf leise:

»Warum habt Ihr mich nicht hängen lassen, Wacht
meister?«

Schwer auf diese Frage eine richtige Antwort zu 

finden! Man war doch kein Pfarrer…

Es war still in der Zelle. Draußen tschilpten Spatzen. 

Im Hof unten sang ein kleines Mädchen mit dünner 
Stimme:

»O du liebs Engeli,
Rosmarinstengeli,
Alliweil, alliweil, blib i dir treu…«
Da sagte Studer und seine Stimme klang heiser:
»Eh, du hast mir doch erzählt, daß du heiraten willst? 

Das Meitschi… es wird doch zu dir halten, oder? Und 
wenn du sagst, du bist unschuldig, so ist's doch gar nicht 
sicher, daß du verurteilt wirst. Und du kannst dir doch 
denken, daß ein Selbstmordversuch die größte Dummheit 
gewesen ist, die du hast machen können. Das wird dir als 
Geständnis ausgelegt…«

»Es war doch kein Versuch. Ich hab wirklich…«
Aber Studer brauchte nicht zu antworten. Es kamen 

Schritte den Gang entlang, der Wärter Liechti sagte »Da 
drin ist er, Herr Doktor.«

»Scho wieder z'wäg?« fragte der Doktor und griff 

nach Schlumpfs Handgelenk. »Künstliche Atmung? 
Fein!«

Studer stand vom Bett auf und lehnte sich gegen die 

Wand.

»Ja, also«, sagte der Doktor. »Was machen wir mit 

ihm? Selbstgefährlich! Suicidal! Na ja, das kennt man. 

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