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Степной волк

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Роман «Степной волк» известнейшего немецкого писателя и поэта Германа Гессе (1877-1962) повествует о поисках смысла жизни художника Гарри Галлера и развивает тему фаустовского дуализма. В книге представлен неадаптированный текст на языке оригинала.
Гессе, Г. Степной волк : книга для чтения на немецком языке : художественная литература / Г. Гессе. - Санкт-Петербург : Антология, КАРО, 2013. - 288 с. - ISBN 978-5-9925-0139-1. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1048395 (дата обращения: 28.03.2024). – Режим доступа: по подписке.
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Hermann HESSE





                DER STEPPENWOLF







MODERNE PROSA


Подготовка текста, комментарии и словарь С.А. Минченковой







Антология
ИЗДАТЕЛЬСТВО
ШР©
Санкт-Петербург

         ББК 81.2Нем Г 72


















                 Гессе Г.
           Г 72 Степной волк: Книга для чтения на немецком языке. -СПб.: Антология, КАРО, 2013. - 288 с.
                    ISBN 978-5-9925-0139-1
                    Роман «Степной волк» известнейшего немецкого писателя и поэта Германа Гессе (1877-1962) повествует о поисках смысла жизни художника Гарри Галлера и развивает тему фаустовского дуализма.
                    В книге представлен неадаптированный текст на языке оригинала.
ББК 81.2Нем




ISBN 978-5-9925-0139-1

                                                © Антология, 2005
               © КАРО, 2005

            VORWORT DES HERAUSGEBERS


          Dieses Buch enthalt die uns gebliebenen Aufzeichnungen jenes Mannes, welchen wir mit einem Ausdruck, den er selbst mehrmals gebrauchte, den „Steppenwolf¹' nannten. Ob sein Manuskript eines einfuhrenden Vorwortes bedurfe, sei dahingestellt; mirjedenfalls ist es ein Bedurfnis, den Blattern des Steppenwolfes einige beizufugen, auf denen ich versuche, meine Erinnerungen an ihn aufzuzeichnen. Es ist nur wenig, was ich uber ihn weih, und namentlich ist seine ganze Vergangenheit und Herkunft mir unbekannt geblieben. Doch habe ich von seiner Personlichkeit einen starken und, wie ich trotz allem sagen muh, sympathischen Eindruck behalten.
          Der Steppenwolf war ein Mann von annahernd funfzig Jahren, der vor einigen Jahren eines Tages im Hause meiner Tante vorsprach und nach einem moblierten Zimmer suchte. Er mietete die Mansarde oben im Dachstock und die kleine Schlafkammer daneben, kam nach einigen Tagen mit zwei Koffern und einer grohen Bucherkiste wieder und hat neun oder zehn Monate bei uns gewohnt. Er lebte sehr still und fur sich, und wenn nicht die nachbarliche Lage unsrer Schlafraume manche zufallige Begegnung auf Treppe und Korridor herbeigefuhrt hatte, waren wir wohl

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uberhaupt nicht miteinander bekannt geworden, denn gesellig war dieser Mann nicht, er war in einem hohen, von mir bisher bei niemandem beobachteten Grade ungesellig, er war wirklich, wie er sich zuweilen nannte, ein Steppenwolf, ein fremdes, wildes und auch scheues, sogar sehr scheues Wesen aus einer anderen Welt als der meinigen. In wie tiefe Vereinsamung er sich auf Grund seiner Anlage und seines Schicksals hineingelebt hatte und wie bewubt er diese Vereinsamung als sein Schicksal erkannte: dies erfuhr ich allerdings erst aus den von ihm hier zuruckgelassenen Aufzeichnungen; doch habe ich ihn immerhin schon vorher durch manche kleine Begegnungen und Gesprache einigermaben kennengelernt und fand das Bild, das ich aus seinen Aufzeichnungen von ihm gewann, im Grunde ubereinstimmend mit dem freilich blasseren und luckenhafteren, wie es sich mir aus unsrer personlichen Bekanntschaft ergeben hatte.
             Zufallig war ich in dem Augenblick zugegen, wo der Steppenwolf zum erstenmal unser Haus betrat und bei meiner Tante sich einmietete. Er kam in der Mittagszeit, die Teller standen noch auf dem Tisch, und ich hatte noch eine halbe Stunde Freizeit, ehe ich in mein Buro gehen mubte. Ich habe den sonderbaren und sehr zwiespaltigen Eindruck nicht vergessen, den er mir beim ersten Begegnen machte. Er kam durch die Glastur, wo er vorher die Glocke gezogen hatte, herein, und die Tante fragte ihn im halbdunkeln Flur, was er wunsche. Er aber, der Steppenwolf, hatte seinen scharfen kurzhaarigen Kopf witternd in die Hohe gereckt, schnupperte mit der nervosen Nase um sich her und sagte, noch ehe er Antwort gab oder seinen Namen nannte: „Oh,

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         hier riecht es gut“ Er lachelte dazu, und meine gute Tante lachelte auch, ich aber fand diese BegruBungsworte eher komisch und hatte etwas gegen ihn.
            „Nun ja“, sagte er, „ich komme wegen des Zimmers, das Sie zu vermieten haben“
            Erst als wir alle drei die Treppe zum Dachboden hinaufstiegen, konnte ich den Mann genauer ansehen. Er war nicht sehr groB, hatte aber den Gang und die Kopfhaltung von groBgewachsenen Menschen, er trug einen modernen bequemen Wintermantel und war im ubrigen anstandig, aber unsorgfaltig gekleidet, glatt rasiert und mit ganz kurzem Kopfhaar, das hier und dort ein wenig grau flimmerte. Sein Gang gefiel mir anfangs gar nicht, er hatte etwas Muhsames und Unentschlossenes, das nicht zu dem scharfen, heftigen Profil und auch nicht zum Ton und Temperament seiner Rede paBte. Erst spater merkte und erfuhr ich, daB er krank war und daB das Gehen ihm Muhe machte. Mit einem eigentumlichen Lacheln, das mir damals ebenfalls unangenehm war, betrachtete er die Treppe, die Wande und Fenster und die alten hohen Schranke im Treppenhaus, dies alles schien ihm zu gefallen und schien ihm doch zugleich irgendwie lacherlich. Uberhaupt machte der ganze Mann den Eindruck, als komme er aus einer fremden Welt, etwa aus uberseeischen Landern, zu uns und finde hier alles zwar hubsch, aber ein wenig komisch. Er war, wie ich nicht anders sagen kann, hoflich, ja freundlich, er war auch mit dem Haus, dem Zimmer, dem Preis fur Miete und Fruhstuck und allem sofort und ohne Einwande einverstanden, und dennoch war um den ganzen Mann herum eine fremde und, wie

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mir scheinen wollte, ungute oder feindliche Atmosphare. Er mietete das Zimmer, mietete noch die Schlafkammer zu, lieB sich uber Heizung, Wasser, Bedienung und Hausordnung unterrichten, horte alles aufmerksam und freundlich an, war mit allem einverstanden, bot auch sogleich eine Vorauszahlung auf die Miete an, und doch schien er bei alledem nicht recht dabei zu sein, schien sich selber in seinem Tun komisch zu finden und nicht ernst zu nehmen, so als sei es ihm seltsam und neu, ein Zimmer zu mieten und mit Leuten Deutsch zu sprechen, wahrend er eigentlich und im Innern mit ganz anderen Sachen beschaftigt ware. So etwa war mein Eindruck, und er ware kein guter gewesen, wenn er nicht durch allerlei kleine Zuge durchkreuzt und korrigiert worden ware. Vor allem war es das Gesicht des Mannes, das mir von Anfang an gefiel; trotz jenem Ausdruck von Fremdheit gefiel es mir, es war ein vielleicht etwas eigenartiges und auch trauriges Gesicht, aber ein waches, sehr gedankenvolles, durchgearbeitetes¹ und vergeistigtes. Und dann kam, um mich versohnlicher zu stimmen, dazu, daB seine Art von Hoflichkeit und Freundlichkeit, obwohl sie ihm etwas Muhe zu machen schien, doch ganz ohne Hochmut war - im Gegenteil, es war darin etwas beinah Ruhrendes, etwas Flehendes, wofur ich erst spater die Erklarung fand, das mich aber sofort ein wenig fur ihn einnahm.
              Noch ehe die Besichtigung der beiden Raume und die andern² Verhandlungen beendet waren, war meine Mittagszeit

              ¹ durchgearbeitet-з^есь. живое, выразительное.

              ² ander(e)n - то же, что ander(e)n.

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          abgelaufen, und ich muBte in mein Geschaft gehen. Ich empfahl mich und uberlieB ihn der Tante. Als ich am Abend wiederkam, erzahlte sie mir, der Fremde habe gemietet und werde dieser Tage einziehen, er habe nur darum gebeten, seine Ankunft nicht polizeilich zu melden, da ihm, einem kranklichen Mann, diese Formalitaten und das Herumstehen in Polizeischreibstuben und so weiter unertraglich seien. Ich erinnere mich noch genau daran, wie das mich stutzig machte und wie ich meine Tante davor warnte, auf diese Bedingung einzugehen. Gerade zu dem Unvertrauten und Fremden, das der Mann an sich hatte, schien mir diese Scheu vor der Polizei allzu gut zu passen, um nicht als verdachtig aufzufallen. Ich legte meiner Tante dar, daB sie auf dies ohnehin etwas eigentumliche Ansinnen, dessen Erfullung unter Umstanden recht widerliche Folgen fur sie haben konne, einem vollig Fremden gegenuber unter keinen Umstanden eingehen durfe. Aber da stellte sich heraus, daB die Tante ihm die Erfullung seines Wunsches schon zugesagt hatte und daB sie uberhaupt sich von dem fremden Menschen schon hatte einfangen und bezaubern lassen; denn sie hat niemals Mieter aufgenommen, zu denen sie nicht in irgendein menschliches, freundliches und tantenhaftes oder vielmehr mutterliches Verhaltnis treten konnte, was denn auch von manchen fruheren Mietern reichlich ausgenutzt worden ist. Und in den ersten Wochen blieb es denn auch so, daB ich an dem neuen Mieter mancherlei auszusetzen hatte¹, wahrend meine Tante ihn jedesmal mit Warme in Schutz nahm.

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               ¹ ...ich an dem neuen Mieter mancherlei auszusetzen hatte - я по разным поводам был недоволен новым жильцом.

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    Da diese Sache mit dem Unterlassen der polizeilichen Meldung mir nicht gefiel, wollte ich wenigstens erfahren, was die Tante uber den Fremden, uber seine Herkunft und Absichten wisse. Und da wuBte sie schon dies und jenes, obwohl er nach meinem Weggang um Mittag nur noch ganz kurz dageblieben war. Er hatte ihr gesagt, er gedenke sich einige Monate in unserer Stadt aufzuhalten, die Bibliotheken zu benutzen und die Altertumer der Stadt anzusehen. Eigentlich paBte es der Tante nicht, daB er nur fur so kurze Zeit mieten wollte, aber er hatte sie offenbar schon fur sich gewonnen, trotz seinem etwas sonderbaren Auftreten. Kurz, die Zimmer waren vermietet, und meine Einwande kamen zu spat.
             „Warum hat er das wohl gesagt, daB es hier so gut rieche?“ fragte ich.
             Da sagte meine Tante, welche manchmal recht gute Ahnungen hat: „Das weiB ich ganz genau. Es riecht hier bei uns nach Sauberkeit und Ordnung und nach einem freundlichen und anstandigen Leben, und das hat ihm gefallen. Er sieht aus, wie wenn er daran nicht mehr gewohnt ware und es entbehrt hatte.“
             Nun ja, dachte ich, meinetwegen. „Aber“, sagte ich, „wenn er an ein ordentliches und anstandiges Leben nicht gewohnt ist, wie soll dann das werden? Was willst du machen, wenn er unreinlich ist und alles verdreckt oder wenn er zu allen Nachtstunden besoffen heimkommt?“
             „Das werden wir ja sehen“, sagte sie und lachte, und ich lieB es gut sein.
             Und in der Tat waren meine Befurchtungen unbegrundet. Der Mieter, obwohl er keineswegs ein ordentliches und

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          vernunftiges Leben fuhrte, hat uns nicht belastigt noch geschadigt, wir denken noch heute gerne an ihn. Im Innern aber, in der Seele, hat dieser Mann uns beide, die Tante und mich, doch sehr viel gestort und belastigt, und offen gesagt, bin ich noch lange nicht mit ihm fertig. Ich traume nachts manchmal von ihm und fuhle mich durch ihn, durch die blohe Existenz eines solchen Wesens, im Grunde gestort und beunruhigt, obwohl er mir geradezu lieb geworden ist.

              Zwei Tage spater brachte ein Fuhrmann die Sachen des Fremden, der Harry Haller hieh. Ein sehr schoner Lederkoffer machte mir einen guten Eindruck, und ein groher flacher Kabinenkoffer schien auf fruhere weite Reisen zu deuten, wenigstens war er beklebt mit den vergilbten Firmenzetteln von Hotels und Transportgesellschaften verschiedener, auch uberseeischer Lander.
              Dann erschien er selbst, und es begann die Zeit, in der ich diesen sonderbaren Mann allmahlich kennenlernte. Anfangs tat ich von meiner Seite nichts dazu. Obwohl ich mich fur Haller von der ersten Minute an, in der ich ihn sah, interessierte, tat ich in den ersten paar Wochen doch keinen Schritt, um ihn anzutreffen oder ins Gesprach mit ihm zu kommen. Dagegen habe ich allerdings, dies muh ich gestehen, schon von allem Anfang an den Mann ein wenig beobachtet, auch zuweilen wahrend seiner Abwesenheit sein Zimmer betreten und uberhaupt aus Neugierde ein klein wenig Spionage getrieben.
              Uber das Auhere des Steppenwolfes habe ich einige Angaben schon gemacht. Er machte durchaus und gleich beim ersten Anblick den Eindruck eines bedeutenden, eines

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seltenen und ungewohnlich begabten Menschen, sein Gesicht war voll Geist, und das auberordentlich zarte und bewegliche Spiel seiner Zuge spiegelte ein interessantes, hochst bewegtes, ungemein zartes und sensibles Seelenleben. Wenn man mit ihm sprach und er, was nicht immer der Fall war, die Grenzen des Konventionellen uberschritt und aus seiner Fremdheit heraus personliche, eigene Worte sagte, dann mubte unsereiner sich ihm ohne weiteres unterordnen, er hatte mehr gedacht als andre Menschen und hatte in geistigen Angelegenheitenjenebeinahkuhle Sachlichkeitjenes sichere Gedachthaben und Wissen, wie es nur wahrhaft geistige Menschen haben, welchen jeder Ehrgeiz fehlt, welche niemals zu glanzen oder den andern zu uberreden oder recht zu behalten wunschen.
             Eines solchen Ausspruches, welcher aber nicht einmal ein Ausspruch war, sondern lediglich in einem Blick bestand, erinnere ich mich aus der letzten Zeit seines Hierseins. Da hatte ein beruhmter Geschichtsphilosoph und Kulturkritiker, ein Mann von europaischem Namen¹, einen Vortrag in der Aula angekundigt, und es war mir gelungen, den Steppenwolf, der erst gar keine Lust dazu hatte, zum Besuch des Vortrags zu uberreden. Wir gingen zusammen hin und saben im Horsaal nebeneinander. Als der Redner seine Kanzel bestieg und seine Ansprache begann, enttauschte er manche Zuhorer, welche eine Art von Propheten in ihm vermutet hatten, durch die etwas geschniegelte und eitle Art seines Auftretens. Als er nun

             ¹ ein Mann von europaischem Namen - человек с европейским именем, человек, известный в Европе.

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