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Немецкая мистическая новелла XIX века

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В данный сборник включены пять немецких новелл XIX века, темой которых являются привидения, призраки, волшебные существа. Поскольку язык некоторых из представленных произведений достаточно архаичен, в книге приводится несколько адаптированный текст, снабженный комментариями и словарем. Все это облегчит читателям понимание содержания. Рекомендуется учащимся старших классов школ и младших курсов языковых вузов, а также широкому кругу любителей немецкого языка и литературы.
Немецкая мистическая новелла XIX века : книга для чтения на немецком языке : художественная литература : [cоставитель Л. И. Подгорная]. - Санкт-Петербург : КАРО, 2009. - 320 с. — (Klassische Literatur). - ISBN 978-5-9925-0362-3. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1048375 (дата обращения: 24.04.2024). – Режим доступа: по подписке.
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                DEUTSCHE GEISTERNOVELLEN




     IES 10. JAHRHUNIERTS



KLASSISCHE LITERATUR


Подготовка текста, комментарии и словарь Л. И. Подгорной






                              ИЗДАТЕЛЬСТВО
                              СЗЙСР©
Санкт-Петербург 2009

          УДК 373.8
          ББК 81.2 Нем-93
                 Н 50











          Н 50 Немецкая мистическая новелла XIX века: Книга для чтения на немецком языке / Составитель Л. И. Подгорная. — СПб.: КАРО, 2009. — 320 с. — (Серия «Klassische Literatur»).

              ISBN 978-5-9925-0362-3

                  В данный сборник включены пять немецких новелл XIX века, темой которых являются привидения, призраки, волшебные существа. Поскольку язык некоторых из представленных произведений достаточно архаичен, в книге приводится несколько адаптированный текст, снабженный комментариями и словарем. Все это облегчит читателям понимание содержания.
                  Рекомендуется учащимся старших классов школ и младших курсов языковых вузов, а также широкому кругу любителей немецкого языка и литературы.
УДК 372.8
ББК 81.2 Нем-93

ISBN 978-5-9925-0362-3

© КАРО, 2009

F. de la Motte Fouquet


            UNDINE



Erstes Kapitel
Wie der Ritter zu dem Fischer kam

   Es mogen nun wohl schon viele hundert Jahre her sein, da gab es einmal einen alten guten Fischer, der saB eines schonen Abends vor der Tur und flickte seine Netze. Er wohnte in einer uberaus anmutigen Gegend. Der grune Boden, worauf seine Hutte ge-baut war, streckte sich weit in einen groBen Landsee hinaus, und es schien ebensowohl, die Erdzunge habe sich aus Liebe zu der blaulich klaren, wunder-hellen Flut in diese hineingedrangt, als auch, das Wasser habe mit verliebten Armen nach der schonen Aue gegriffen. Eins ging bei dem andern zu Gaste, und eben deshalb war alles so schon. Von Menschen freilich war an dieser hubschen Stelle wenig oder gar nichts anzutreffen, den Fischer und seine Hausleute ausgenommen. Denn hinter der Erdzunge lag ein


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sehr wilder Wald, den die meisten Leute wegen seiner Finsternis und Unwegsamkeit, wie auch wegen der wundersamen Kreaturen und Gaukeleien, die man darin antreffen sollte, allzusehr scheuten, um sich ohne Not hineinzubegeben. Der alte fromme Fischer jedoch durchschnitt ihn ohne Anfechtung viele Male, wenn er die kostlichen Fische, die er auf seiner schonen Landzunge fing, nach einer groBen Stadt trug, welche nicht sehr weit hinter dem groBen Walde lag. Es wurde ihm wohl deswegen so leicht, durch den Forst zu ziehen, weil er fast keine andre als fromme Gedanken hegte und noch auBerdem jedesmal, wenn er die verrufenen Schatten betrat, ein geistliches Lied anzustimmen gewohnt war.
   Da er nun an diesem Abende ganz arglos bei den Netzen saB, kam ihn doch ein unversehener Schrecken an, als er es im Waldesdunkel rauschen horte, wie Ross und Mann, und sich das Gerausch im-mer naher nach der Landzunge herauszog. Was er in manchen sturmigen Nachten von den Geheimnissen des Forstes getraumt hatte, ging ihm nun auf einmal durch den Sinn, vor allem das Bild eines riesen-maBig langen, schneeweiBen Mannes, der unaufhor-lich auf eine seltsame Art mit dem Kopfe nickte. Ja, als er die Augen aufhob, kam es ihm ganz eigentlich vor, als sehe er durch das Laub den nickenden Mann hervorkommen. Er nahm sich aber bald zusammen, erwagend, wie ihm doch niemals in dem Wald selbst was Bedenkliches widerfahren sei und also auf der freien Landzunge der bose Geist wohl noch minder Gewalt uber ihn ausuben durfe. Zugleich betete er

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recht kraftig laut aus dem Herzen heraus, wodurch ihm der Mut auch zuruckkam und er fast lachend sah, wie sehr er sich geirrt hatte. Der weiBe, ni-ckende Mann wurde namlich zu einem ihm langst wohlbekannten Bachlein, das schaumend aus dem Forst hervorrann und sich in den Landsee ergoss. Wer aber das Gerausch verursacht hatte, war ein schon geschmuckter Ritter, der zu Ross durch den Baumschatten gegen die Hutte vorgeritten kam. Ein scharlachroter Mantel hing ihm uber sein veilchen-blaues goldgesticktes Wams herab; von dem gold-farbigen Barette wallten rote und veilchenblaue Federn, am goldnen Wehrgehenke blitzte ein schones und reichverziertes Schwert. Der weiBe Hengst, der den Ritter trug, trat leicht uber den Rasen hin. Dem alten Fischer war es noch immer nicht ganz ge-heuer zumut, obwohl er einzusehn meinte, dass von einer so holden Erscheinung nichts Ubles zu erwar-ten sei, weshalb er auch seinen Hut ganz sittig vor dem naherkommenden Herrn abzog und gelassen bei seinen Netzen verblieb. Da hielt der Ritter Stille und fragte, ob er wohl mit seinem Pferde auf diese Nacht hier Unterkommen und Pflege finden konne?
   — Was Euer Pferd betrifft, lieber Herr, — entge-gnete der Fischer, — so weiB ich ihm keinen bessern Stall anzuweisen als diese beschattete Wiese und kein besseres Futter als das Gras, welches darauf wachst. Euch selbst aber will ich gerne in meinem kleinen Hause mit Abendbrot und Nachtlager bewirten, so gut es unsereiner hat.

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   Der Ritter war damit zufrieden, er stieg von sei-nem Rosse und lieB es auf den blumigen Anger hin-laufen, zu seinem Wirt sprechend:
   — Hatt ich Euch auch minder gastlich und wohl-meinend gefunden, mein lieber alter Fischer, Ihr waret mich dennoch wohl fur heute nicht wieder los-geworden, denn, wie ich sehe, liegt vor uns ein brei-ter See, und mit sinkendem Abend in den wunderli-chen Wald zuruckzureiten, davor bewahre mich der liebe Gott!
   — Wir wollen nicht allzuviel davon reden, — sagte der Fischer und fuhrte seinen Gast in die Hutte.
   Drinnen saB bei dem Herde, von welchem aus ein sparliches Feuer die dammernde, reinliche Stube erhellte, auf einem groBen Stuhl des Fischers betagte Frau; beim Eintritt des vornehmen Gastes stand sie freundlich gruBend auf, setzte sich aber an ihren Ehrenplatz wieder hin, ohne diesen dem Fremdling anzubieten, wobei der Fischer lachelnd sagte:
   — Ihr musst es ihr nicht verubeln, junger Herr, dass sie Euch den bequemsten Stuhl im Hause nicht abtritt; das ist so Sitte bei armen Leuten, dass der den Alten ganz ausschlieBlich gehort.
   — Ei, Mann, — sagte die Frau mit ruhigem Lacheln, — wo denkst du auch hin? Unser Gast wird doch zu den Christenmenschen gehoren, und wie konnte es alsdann dem lieben jungen Blut einfallen, alte Leute von ihren Sitzen zu verjagen? Setzt Euch, mein junger Herr, — fuhr sie fort; — es steht dort noch ein recht artiges Sesselein, nur musst Ihr nicht

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allzu ungestum damit hin und her rutschen, denn das eine Bein ist nicht allzu fest mehr.
   Der Ritter holte den Sessel achtsam herbei, lieB sich freundlich darauf nieder, und es war ihm zumute, als sei er mit diesem kleinen Haushalt verwandt und eben jetzt aus der Ferne dahin heimgekehrt.
   Die drei guten Leute fingen an, hochst freundlich und vertraulich miteinander zu sprechen. Vom Walde, nach welchem sich der Ritter einige Male er-kundigte, wollte der alte Mann freilich nicht viel wis-sen; am wenigsten, meinte er, passe sich das Reden davon jetzt in der einbrechenden Nacht; aber von ihrer Wirtschaft und sonstigem Treiben erzahlten die beiden Eheleute desto mehr und horten auch gerne zu, als ihnen der Rittersmann von seinen Reisen vor-sprach und dass er eine Burg an den Quellen der Donau habe und Herr Huldbrand von Ringstetten heiBe. Mitten durch das Gesprach hatte der Fremde ein Platschern am niedrigen Fensterlein vernommen, als spritze jemand Wasser dagegen. Der Alte runzelte bei diesem Gerausche jedesmal zufrieden die Stirn; als aber endlich ein ganzer Guss gegen die Scheiben flog und durch den schlechtverwahrten Rahmen in die Stube hereinsprudelte, stand er unwillig auf und rief nach dem Fenster hin:
   — Undine! Wirst du endlich einmal die Kindereien lassen. Und ist noch dazu heute ein fremder Herr bei uns in der Hutte.
   Es wurde auch drauBen stille, nur ein leises Gekicher lieB sich noch vernehmen, und der Fischer sagte, zuruckkommend:

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   — Das musst Ihr nun schon zugute halten, mein ehrenwerter Gast, und vielleicht noch manche Ungezogenheit mehr, aber sie meint es nicht bose. Es ist namlich unsere Pflegetochter Undine, die sich das kindische Wesen gar nicht abgewohnen will, ob sie gleich bereits in ihr achtzehntes Jahr gehen mag. Aber wie gesagt, im Grunde ist sie doch von ganzem Herzen gut.
   — Du kannst wohl sprechen! — entgegnete kopf-schuttelnd die Alte. — Wenn du so vom Fischfang heimkommst oder von der Reise, da mag es mit ih-ren Schakereien ganz was Artiges sein. Aber sie den ganzen Tag lang auf dem Halse haben und kein kluges Wort horen und, statt bei wachsendem Alter Hilfe im Haushalt zu finden, immer nur dafur sor-gen mussen, dass uns ihre Torheiten nicht vollends zugrunde richten, da ist es gar ein anderes.
   — Nun, nun, — lachelte der Hausherr, — du hast es mit Undine und ich mit dem See. ReiBt mir der doch auch oftmals meine Damme und Netze durch, aber ich hab ihn dennoch gern und du mit allem Kreuz und Elend das zierliche Kindlein auch. Nicht wahr?
   — Ganz bose kann man ihr eben nicht werden, — sagte die Alte und lachelte beifallig.
   Da flog die Tur auf, und ein wunderschones Blondchen schlupfte lachend herein und sagte: Ihr habt mich nur gefoppt, Vater; wo ist denn nun Euer Gast?
   In demselben Augenblick aber wurde sie auch den Ritter gewahr und blieb staunend vor dem scho
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nen Junglinge stehen. Huldbrand ergotzte sich an der holden Gestalt und wollte sich die lieblichen Zuge recht achtsam einpragen, weil er meinte, nur ihre Uberraschung lasse ihm Zeit dazu, und sie wer-de sich bald nachher in zwiefacher Blodigkeit vor seinen Blicken abwenden. Es kam aber ganz anders. Denn als sie ihn nun recht lange angesehen hatte, trat sie zutraulich naher, kniete vor ihm nieder und sagte, mit einem goldnen Schaupfennig, den er an einer reichen Kette auf der Brust trug, spielend: Ei du scho-ner, du freundlicher Gast, wie bist du denn in unsre arme Hutte gekommen? Musstest du denn jahrelang in der Welt herumreisen, bevor du dich auch einmal zu uns fandest? Kommst du aus dem wusten Walde, du schoner Freund?
   Die Alte lieB ihm zur Antwort keine Zeit. Sie er-mahnte das Madchen, fein sittig aufzustehen und sich an ihre Arbeit zu begeben. Undine aber zog, ohne zu antworten, eine kleine FuBbank neben Huldbrands Stuhl, setzte sich mit ihrem Gewebe darauf nieder und sagte freundlich: Hier will ich arbeiten.
   Der alte Mann tat, wie Eltern mit verzognen Kindern zu tun pflegen. Er stellte sich, als merkte er von Undines Unart nichts, und wollte von etwas anderm anfangen. Aber das Madchen lieB ihn nicht dazu. Sie sagte: Woher unser holder Gast kommt, habe ich ihn gefragt, und er hat mir noch nicht ge-antwortet.
   — Aus dem Walde komme ich, du schones Bildchen, — entgegnete Huldbrand, und sie sprach wei-ter: So musst du mir erzahlen, wie du da hineinkamst,

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denn die Menschen scheuen ihn sonst, und was fur wunderliche Abenteuer du erlebt hast, weil es doch ohne dergleichen dort nicht abgehn soil.
   Huldbrand empfand einen kleinen Schauer bei dieser Erinnerung und blickte unwillkurlich nach dem Fenster, weil es ihm zumute war, als musse eine von den seltsamen Gestalten, die ihm im Forste begegnet waren, von dort hereingrinsen; er sah nichts als die tiefe, schwarze Nacht, die drauBen vor den Scheiben lag. Da nahm er sich zusammen und wollte eben seine Geschichte anfangen, als ihn der Alte mit den Worten unterbrach: Nicht also, Herr Ritter; zu dergleichen ist es jetzt keine gute Zeit.
   Undine aber sprang zornig von ihrem Bankchen auf, setzte die schonen Arme in die Seiten und rief, sich dicht vor den Fischer hinstellend: Er soll nicht erzahlen, Vater? Er soll nicht? Ich aber will’s; er soll! Er soll doch! — Und damit trat das zierli-che FuBchen heftig gegen den Boden, aber das alles mit solch einem drollig anmutigen Anstande, dass Huldbrand jetzt in ihrem Zorn fast weniger noch die Augen von ihr wegbringen konnte als vorher in ihrer Freundlichkeit. Bei dem Alten hingegen brach der zuruckgehaltene Unwillen aus. Er schalt heftig auf Undines Ungehorsam und unsittiges Betragen gegen den Fremden, und die gute alte Frau stimmte mit ein. Da sagte Undine: Wenn ihr zanken wollt und nicht tun, was ich haben will, so schlaft allein in eurer alten rauchrigen Hutte! Und wie ein Pfeil war sie aus der Tur und fluchtigen Laufes in die finstere Nacht hinaus

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