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Мефистофель

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Клаус Манн (1906-1949) - немецкий писатель и журналист, сын Томаса Манна. В романе «Мефистофель» (1936) сатирически трактуется тема «соучастия» людей, не противостоявших фашизму внутри Германии. Оригинальный текст снабжен постраничными комментариями и словарем.
Манн, К. Мефистофель : книга для чтения на немецком языке : художественная литература / К. Манн. - Санкт-Петербург : КАРО, 2007. - 544 с. - ISBN 5-89815-850-2. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1048367 (дата обращения: 19.04.2024). – Режим доступа: по подписке.
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ORIGINALLEKTURE



            KLAUS MANN


            MEPHISTO



     Подготовка текста, комментарии, словарь И.О. Ситниковой


                          ИЗДАТЕЛЬСТВО G30IP© Санкт-Петербург 2007

УДК 373.8.
ББК 81.2 Нем-93
     М 23



     Манн К.
М 23 Мефистофель: Книга для чтения на немецком языке. - СПб.: КАРО, 2007. - 544 с.
    ISBN 5-89815-850-2


       Клаус Манн (1906-1949) - немецкий писатель и журналист, сын Томаса Манна.
       В романе «Мефистофель» (1936) сатирически трактуется тема «соучастия» людей, не противостоявших фашизму внутри Германии.
       Оригинальный текст снабжен постраничными комментариями и словарем.

УДК 373.8.
ББК 81.2 Нем-93

ISBN 5-89815-850-2

© КАРО, 2007

Зег SeAatisface/er/M J&erese $efoe.^eM&hnet



            Alle Fehler des Menschen verzeih ich dem Schauspieler, keine Fehler des Schau-spielers verzeih ich dem Menschen.
Goethe, „Wilhelm Meister“


        Vorspiel

        1936

   „In einem der westdeutschen Industriezentren sollen neulich uber achthundert Arbeiter verur-teilt worden sein, alle zu hohen Zuchthausstra-fen, und das im Laufe eines einzigen Prozesses.“
   „Nach meinen Informationen sind es nur funfhundert gewesen; uber hundert andere hat man erst gar nicht abgeurteilt, sondern heimlich umbringen lassen, ihrer Gesinnung wegen.“
   „Sind die Lohne wirklich so entsetzlich schlecht?“
   „Miserabel. Dabei fallen sie noch — und die Preise steigen.“
   „Die Dekorierung des Opernhauses fur heute abend soll sechzigtausend Mark gekostet haben.

KLAUS MANN / MEPHISTO

Dazu kommen mindestens noch vierzigtausend Mark andere Spesen — nicht mitgerechnet die Unkosten, die es der offentlichen Kasse gemacht hat, das Opernhaus, wegen der Vorbereitungen fur den Ball, funf Tage lang geschlossen zu hal-ten.“
   „Eine nette kleine Geburtstagsfeier.“
   „Ekelhaft, dass man den Rummel mitmachen muss.“
   Die beiden jungen auslandischen Diplomaten verneigten sich, auf den Gesichtern das liebens-wurdigste Lacheln, vor einem Offizier in groRer Uniform, der hinter seinem Monokel einen miss-trauischen Blick auf sie geworfen hatte.
   „Die ganze hohe Generalitat ist da.“ Sie spra-chen erst wieder, als sie die groRe Uniform auRer Horweite wussten.
   „Aber sie sind alle fur den Frieden begeis-tert“, fugte der andere boshaft hinzu.
   „Wie lange noch?“ fragte frohlich lachelnd der erste, wobei er eine kleine Dame von der japani-schen Botschaft begruRte, die am Arm eines hu-nenhaften Marineoffiziers klein und zierlich ein-herschritt.
   „Wir mussen auf alles gefasst sein.“
   Ein Herr vom Auswartigen Amt gesellte sich zu den beiden jungen Botschaftsattaches, die sofort dazu ubergingen, Pracht und Schonheit

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der Saaldekoration zu preisen. „Ja, der Herr Mi-nisterprasident hat Freude an diesen Dingen“, sagte, etwas verlegen, der Herr vom Auswartigen Amt. — „Aber es ist alles geschmackvoll“, versi-cherten die beiden jungen Diplomaten, beinah im gleichen Atem. — „Gewiss“, sprach gequalt der Herr aus der WilhelmstraRe¹. — „Eine so prachtvolle Veranstaltung kann man heute nirgends als in Berlin finden“, sagte einer der beiden Auslander noch. Der Herr vom AuRenmi-nisterium zogerte eine Sekunde lang, ehe er sich zu einem, hoflichen Lacheln entschloss.
   Es entstand eine Gesprachspause. Die drei Herren blickten um sich und lauschten dem festlichen Larm. „Kolossal“, sagte schlieRlich einer von den beiden jungen Leuten leise — diesmal ohne jeden Sarkasmus, sondern wirklich beein-druckt, beinah verangstigt von dem riesenhaften Aufwand, der ihn umgab. Das Flimmern der von Lichtern und Wohlgeruchen gesattigten Luft war so stark, dass es ihm die Augen blendete. Ehr-furchtsvoll, aber misstrauisch blinzelte er in den

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    ¹ Wilhelmstrafie: eine StraRe in den Berliner Ortsteilen Mitte und Kreuzberg. Sie war der Sitz wichtiger Regie-rungsbehorden PreuRens und des Deutschen Reiches. Bis 1945 war der Begriff „WilhelmstraRe“ ein Synonym fur die deutsche Regierung.

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bewegten Glanz. ,Wo bin ich nur?’ dachte der junge Herr — er kam aus einem der skandinavi-schen Lander —. ,Der Ort, an dem ich mich be-finde, ist ohne Frage sehr lieblich und ver-schwenderisch ausgestattet; dabei aber auch etwas grauenhaft. Diese schon geputzten Men-schen sind von einer Munterkeit, die nicht gera-de vertrauenerweckend wirkt. Sie bewegen sich wie die Marionetten — sonderbar zuckend und eckig. In ihren Augen lauert etwas, ihre Augen haben keinen guten Blick, es gibt in ihnen soviel Angst und soviel Grausamkeit. Bei mir zu Hause schauen die Leute auf eine andere Art — sie schauen freundlicher und freier bei mir zu Hau-se. Man lacht auch anders bei uns droben im Norden. Hier haben die Gelachter etwas Hohni-sches und etwas Verzweifeltes; etwas Freches, Provokantes, und dabei etwas Hoffnungsloses, schauerlich Trauriges. So lacht doch niemand, der sich wohl fuhlt in seiner Haut. So lachen doch Manner und Frauen nicht, die ein anstan-diges, vernunftiges Leben fuhren...’
   Der groRe Ball zum dreiundvierzigsten Ge-burtstag des Ministerprasidenten fand in allen Raumen des Opernhauses statt. In den ausge-dehnten Foyers, in den Couloirs und Vestibulen bewegte sich die geputzte Menge. Sie lieR Sekt-pfropfen knallen in den Logen, deren Brustun
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gen mit kostbaren Draperien behangt waren; sie tanzte im Parkett, aus dem man die Stuhlreihen entfernt hatte. Das Orchester, das auf der leerge-raumten Buhne seinen Platz hatte, war umfang-reich, als sollte es eine Symphonie auffuhren, mindestens von Richard Strauss. Es spielte aber nur, in keckem Durcheinander, Militarmarsche und jene Jazzmusik, die zwar wegen niggerhafter Unsittlichkeit verpont war im Reiche, die aber der hohe Wurdentrager auf seinem Jubelfeste nicht entbehren wollte.
   Hier hatte alles sich eingefunden, was in die-sem Lande etwas gelten wollte, niemand fehl-te — auRer dem Diktator selbst, der sich wegen Halsschmerzen und angegriffener Nerven hatte entschuldigen lassen, und auRer einigen etwas plebejischen Parteiprominenten, die nicht eingeladen worden waren. Hingegen bemerkte man mehrere kaiserliche und konigliche Prinzen, vie-le Furstlichkeiten und fast den ganzen Hocha-del; die gesamte Generalitat der Wehrmacht, sehr viel einflussreiche Finanziers und Schwer-industrielle; verschiedene Mitglieder des diplo-matischen Korps — meistens von den Vertretun-gen kleinerer oder weit entfernter Lander —; einige Minister, einige beruhmte Schauspieler — die huldvolle Schwache des Jubilars fur das Theater war bekannt — und sogar einen Dichter, der

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sehr dekorativ aussah und ubrigens die personli-che Freundschaft des Diktators genoss. Uber zweitausend Einladungen waren verschickt worden; von diesen waren etwa tausend Ehrenkar-ten, die zum unentgeltlichen Genuss des Festes berechtigten; von den Empfangern der ubrigen tausend hatte jeder funfzig Mark Eintritt zahlen mussen: So kam ein Teil der ungeheuerm Spesen wieder herein — der Rest blieb zu Lasten jener Steuerzahler, die nicht zum nahereil Umgang des Ministerprasidenten und also keineswegs zur Elite der neuen deutschen Gesellschaft gehor-ten.
   „Ist es nicht ein wunderschones Fest!“ rief die umfangreiche Gattin eines rheinischen Waf-fenfabrikanten der Frau eines sudamerikani-schen Diplomaten zu. „Ach, ich amusiere mich gar zu gut! Ich bin so glanzender Laune, und ich wunschte mir, dass alle Menschen in Deutschland, und uberall, glanzender Laune wurden!“
   Die sudamerikanische Diplomatenfrau, die nicht gut Deutsch verstand und sich langweilte, lachelte sauerlich.
   Die muntere Gattin des Fabrikanten war von solchem Mangel an Enthusiasmus enttauscht und entschloss sich dazu, weiter zu promenieren. „Entschuldigen Sie mich, meine Liebe!“ sagte

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sie fein und raffte die glitzernde Schleppe. „Ich muss eben mal eine alte Freundin aus Koln be-gruRen — die Mutter unseres Staatstheaterin-tendanten, Sie wissen doch, des groRen Hendrik Hofgen.“
   Hier tat die Sudamerikanerin zum erstenmal den Mund auf, um zu fragen: „Who is Henrik Hopfgen?“ — was die Fabrikantengattin veran-lasste, leise aufzuschreien: „Wie?! Sie kennen unseren Hofgen nicht? Hofgen, meine Beste — nicht Hopfgen! Und Hendrik, nicht Henrik — er legt groRten Wert auf das kleine ,d’!“ Dabei war sie schon auf die distinguierte Matrone zugeeilt, die am Arme des Dichters und Fuhrerfreundes wurdevoll durch die Sale schritt. „Liebste Frau Bella! Es ist eine Ewigkeit her, dass man sich nicht gesehen hat! Wie geht es Ihnen denn, Liebste? Haben Sie manchmal Heimweh nach unserem Koln? Aber Sie befinden sich hier ja in einer so glanzenden Position! Und wie geht es Fraulein Josy, dem lieben Kind? Vor allem: Was macht Hendrik — Ihr groRer Sohn! Himmel, was ist aus ihm alles geworden! Er ist ja fast so bedeutend wie ein Minister! Jaja, liebste Frau Bella, wir in Koln haben alle Sehnsucht nach Ihnen und Ihren herrlichen Kindern!“
   In Wahrheit hatte sich die Millionarin niemals um Frau Bella Hofgen gekummert, als diese

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noch in Koln gelebt und ihr Sohn die groRe Kar-riere noch nicht gemacht hatte. Die Bekannt-schaft zwischen den beiden Damen war nur eine fluchtige gewesen; niemals war Frau Bella eingeladen worden in die Villa des Fabrikanten. Nun aber wollte die lustige und gemutvolle Reiche die Hand der Frau, deren Sohn man zu den nahen Freunden des Ministerprasidenten zahlte, gar nicht mehr loslassen.
   Frau Bella lachelte huldvoll. Sie war sehr ein-fach, aber nicht ohne eine gewisse ehrbare Ko-ketterie gekleidet; auf ihrer schwarzen, glatt flie-Renden Seidenrobe leuchtete eine weiRe Orchi-dee. Das graue, schlicht frisierte Haar bildete ei-nen pikanten Kontrast zu ihrem ziemlich jung gebliebenen, mit dezenter Sorgfalt hergerichte-ten Gesicht. Aus weiten, grunblauen Augen schaute sie mit einer reservierten, nachdenkli-chen Freundlichkeit auf die geschwatzige Dame, die den lebhaften deutschen Kriegsvorbereitun-gen ihr wundervolles Kollier, ihre langen Ohrge-hange, die Pariser Toilette und all ihren Glanz verdankte.
   „Ich kann nicht klagen, es geht uns allen recht gut“ sprach mit stolzer Bescheidenheit Frau Hofgen. „Josy hat sich mit dem jungen Grafen Donnersberg verlobt. Hendrik ist ein we-nig uberanstrengt, er hat rasend zu tun.“

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